Der Einfluss von Pocken auf Religion und Mythologie
Siro Petrini hat in seiner Maturarbeit die Entstehung von Pockengöttern in verschiedenen Kulturen untersucht.
Worum geht es in Ihrer Maturarbeit?
Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss der Pocken auf Religion und Mythologie in China, Indien und Japan. Als eine der tödlichsten Krankheiten der Menschheitsgeschichte hat diese mit ihrem Erscheinen das Leben der Menschen dort so sehr verändert, dass die Schuld an der schrecklichen Krankheit im Rahmen der damals jeweils herrschenden Mythologie einer oder mehreren Gottheiten oder Geisterwesen zugeschrieben wurde. Das Besondere war hierbei, dass dabei völlig neue Figuren entstanden, statt dass die Krankheit einer bereits existierenden spirituellen Macht zugeschrieben wurde – es entstanden die Pockengötter.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Es war ein Thema, über das ich bereits aus eigener Neugier etwas Vorwissen besass. Es hat mich interessiert, wie eine Krankheit so viel Schaden verursachen konnte, dass ihr Erscheinen an mehreren Orten zur Entstehung völlig eigener Gottheiten führte. Zuerst wollte ich meine Maturarbeit im Fach Biologie verfassen und die Folgen einer allfälligen Rückkehr der Pocken untersuchen. Doch ich wurde darauf hingewiesen, dass sich diese Fragestellung auch in einem weniger praxisorientierten, geisteswissenschaftlichen Fach wie Geschichte erarbeiten liesse.
Was war das Spannendste bei der Erarbeitung?
Das Spannendste für mich war die Recherche nach dem Ursprung und dem Grund für die Existenz von Göttern und damit der Religionen an sich. Es war eine riesige Fragestellung, über die man problemlos eine eigene Maturarbeit hätte schreiben können und über die man schon seit Tausenden Jahren diskutiert, ohne jemals wirklich einen Konsens zu finden. Meine Recherche und Analyse fokussierten sich insbesondere auf den evolutionsanthropologischen Aspekten: Über die Zusammenhänge zwischen komplexen, sozialen Verhaltensmustern und «primitiven» Instinkten zu erfahren und diese zu erläutern, war der interessanteste Teil. Auch war es befriedigend, das Gefühl zu haben, wenigstens eine mögliche Antwort auf eine solche uralte, philosophische Frage zu erhalten.
Was können Sie den zukünftigen Maturanden für die Erstellung der Maturarbeit mitgeben?
Wählt ein Thema, über das ihr bereits etwas Bescheid wisst, sodass ihr zu Beginn mehrere Ansatzpunkte für die Recherche habt und wisst, welche Fragen ihr konkret beantworten wollt. Wer noch keine Ahnung von einem Thema hat, der startet blind und kann sich vorerst nur breite, oberflächliche Fragestellungen erdenken. Auch ist erforderlich, dass euch das gewählte Thema wirklich interessiert und ihr mehr dazu herausfinden wollt. Wenn ihr das erlangte Wissen auch mit anderen teilen wollt, hilft dies ebenfalls bei der Motivation.
Ausserdem rate ich, die formalen Aspekte des Arbeitsberichts früh genug mit eurer Betreuungsperson zu besprechen. Anders als bei der Maturarbeit selbst können die genauen Anforderungen an die Gestaltung von Lehrperson zu Lehrperson variieren.