Schulkommissionspräsidentin Corinne Hoss im Gespräch
Schulkommissionspräsidentin Corinne Hoss besuchte das Freifach «Politik und Medien», um über ihre Arbeit als Kantonsrätin zu berichten. Die Studierenden interessierten sich dabei besonders für die Gesprächskultur im Rat und das Thema Lobbying.

Den Weg in die Politik fand Corinne Hoss, FDP-Kantonsrätin und Schulkommissionspräsidentin der KME, nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Singapur. Dort hatte die Historikerin am Goethe-Institut unterrichtet. «Äusserungen zur Politik waren in dem autoritär geführten Stadtstaat nicht möglich», erzählt sie den Studierenden des Freifachs «Politik und Medien». «Als ich zurück war, wollte ich mich deshalb für unsere Demokratie in der Schweiz einsetzen.» So engagierte sie sich zuerst in der Schulpflege ihrer Wohngemeinde Zollikon – ein klassischer Einstieg in die Politik, wie sie sagt – und anschliessend als Gemeinderätin. Seit 2020 sitzt sie im Kantonsrat – auf dem Platz mit der Nummer 92.

Neben den Tätigkeiten des Kantonsrats interessieren sich die Studierenden besonders für die Netzwerke und die Umgangsformen in der Politik. Interessensverbindungen und Verdienst der Parlamentarier:innen werden transparent. «Auf der bürgerlichen Seite gehen die Interessensverbindungen tendenziell mehr in die Wirtschaft, auf der links-grünen Seite mehr in Vereine, Gewerkschaften und Organisationen», so Hoss. «Vielleicht haben die Bürgerlichen auch deshalb eine niedrigere Anwesenheitsquote, weil sie beruflich mehr eingespannt sind.»

Einfluss in der Fraktion
Bei Geschäften, welche die Interessen der Parlamentarier:innen betreffen, müssen diese allfällige Interessensbindungen zu Beginn eines Votums offenlegen. Die Diskussionen im Rat sind streng geregelt. «Man meldet sich an, liest meist vorgefertigte Voten und muss sich an vorgegebene Redezeiten von 2 bis maximal 10 Minuten halten», erläutert Hoss. Spontane Diskussionen gibt es kaum. Die Voten im Rat seien mehr «pour la galerie», das heisst für die Medien und die Öffentlichkeit. Ihren Einfluss in den Ratsdebatten schätzt Hoss entsprechend klein ein. «Die Meinungen werden in den Fraktionen gemacht.» Dort kann sie als Schulexpertin in bildungspolitischen Fragen Einfluss auf die Haltung ihrer Parteikolleg:innen nehmen. «In der Regel wird fraktionsintern abgestimmt und die gesamte Fraktion vertritt dann im Rat die Mehrheitsmeinung.» Auch die politische Arbeit wird im Wesentlichen nicht im Ratsplenum, sondern in den Kommissionen gemacht, welche die Geschäfte vorbereiten.

Neben ihrer Tätigkeit als Politikerin arbeitet Corinne Hoss im Geschäft ihres Mannes. Das Milizsystem sei ihr wichtig, sagt sie. «Das verhindert, dass man einen Tunnelblick bekommt.» Zudem verteile man damit das berufliche Risiko im Falle einer Nicht-Wiederwahl. Ob sie sich selber 2027 nochmals zur Wahl stellen wird, weiss sie noch nicht. «Weil Parlamentswahlen weniger Personen als Listenwahlen sind, werde ich diesen Entscheid auch vor allem im Interesse ihrer Partei treffen. Motiviert für bestehende oder auch neue Herausforderungen in der Zukunft bin ich sowieso.»
Text: Miguel Garcia
Fotos: Corinne Hoss