Protonentherapie, Kolonialismus und Big Data

Sich in ein Thema vertiefen, ausserhalb des Schulzimmers, ohne den Dreiviertelstundentakt – das ist der Ergänzungsfachtag. Dieses Jahr besuchen die Klassen ein Atomkraftwerk (Chemie), befassen sich mit Krebsbekämpfung (Physik), Big Data (Angewandte Mathematik) und Migrationsethik (Philosophie) oder begeben sich in Zürich auf die Suche nach dem nachhaltigen Leben (Geografie) und Spuren des Kolonialismus (Geschichte).

8.30 In der Aula setzen sich die beiden Philosophieklassen in einem Workshop mit dem Juristen und Philosophen Johan Rochel anhand von Gedankenexperimenten mit ethischen Aspekten der Migration auseinander und bereiten so das Feld für die Debatte, die sie am Nachmittag führen werden. 

9.15 Die Ergänzungsfachklasse Physik steigt in Villigen (AG) aus dem Zug, um das Paul-Scherrer-Institut zu besuchen, das weltweit führend ist in der Bekämpfung von Krebs durch Protonentherapie. Dabei werden im Gegensatz zur herkömmlichen Behandlung keine Röntgenstrahlen, sondern Protonen eingesetzt. Mit bis zu 270 Tonnen schweren Maschinen können bösartige Tumore milimetergenau bestrahlt werden. 

9.45 Nach einer Einführung in die Themen Big Data und Künstliche Intelligenz im Science Lab der Universität Zürich setzen sich die Studierenden des Ergänzungsfachs Angewandte Mathematik in einer Projektarbeit vertieft mit dem Problem der Messverfahren für die Kartierung von Baum- und Waldbestände auseinander. Die Frage nach dem genauen Waldbestand hat an Bedeutung gewonnen, seit Waldflächen gemäss Kyoto-Protokoll als CO2-Kompensatoren anerkannt werden. Die Studierenden überlegen sich, mit welchen Mitteln der Informatik und welchen Informationen aus Big Data sich diese Messungen vornehmen lassen. 

10.30 Von den beiden Klassen im Ergänzungsfach Geschichte besucht eine die Ausstellung zu «Indiennes» im Landesmuseum über die indische Textilproduktion von früher bis heute, um die vieldiskutierte Rolle der Schweiz im Kolonial- und Sklavenhandel zu untersuchen. Die andere Klasse nimmt an einer Stadtführung des Vereins Stattreisen durch Zürich teil, auf der die Sklavenplantage von Alfred Eschers Vater, Völkerschauen, ein dunkelhäutiger Liftboy im Jelmoli und die Vereinnahmung des einst exotischen Konsumartikels für die Schweizer Identität thematisiert werden. 

14:0Die Chemie-Klasse betritt das Gelände des Atomkraftwerks Beznau, wo sie auf einem geführten Rundgang einen Blick hinter die Kulissen erhalten.  

16.00 Die Geografie-Studierenden machen Feierabend. Nach einem einführenden Spaziergang zur Stadtentwicklung Zürichs am Morgen haben sie am Nachmittag begonnen, in Gruppen eigene Produkte herzustellen wie beispielsweise einen Flyer zum Thema «Nachhaltig leben in Zürich» oder zur Gentrifizierung. Doch das ist nicht das Ende, sondern der Beginn einer Projektarbeit zur Stadtgeografie, die im Unterricht weitergeführt wird. 

 

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