Sessellesung Mediothek 2025

Die Sessellesung hat sich als beliebte Veranstaltung an der KME etabliert.

Schön war es, als sich die Mediothek langsam mit Zuhörer:innen füllte. Die jährliche Sessellesung bietet KME-Studierenden die Möglichkeit, ihre Texte erstmals einem kleinen Publikum zu präsentieren, dieses Jahr genutzt von Remo Stier und Sel Wanninger. Die beiden Moderatorinnen und KME-Lehrerinnen Anita Radulović und Meret Gut leiteten mit aufmerksamen Fragen souverän durch den Anlass und zur Diskussion über die Gedanken und Entstehungsprozesse der Texte über.

Remo Stiers «Nächtlicher Besucher» entführte das Publikum in eine dystopische Zukunft, geprägt von einer mächtigen KI und einer veränderten Demokratie. Der Ich-Erzähler grübelt über krasse Gegensätze nach – z. B. vom dümmsten bis zum klügsten Menschen – und darüber, ob wir überhaupt demokratiefähig sind. Gescheite Gedankenströme gleiten in eine Traumwelt über, reissen aber zum Ärger des Denkenden abrupt vom ‘Gang zur Toilette’ ab. Meret Gut stellte treffend fest: «Im Text ist eine grosse Einsamkeit spürbar – je gescheiter, je einsamer wirkt der Protagonist.»
Das vorgelesene Kapitel ist Teil von Remos Maturaarbeit, auf deren Fortsetzung man gespannt sein darf.

Sel Wanningers Text «Aufhören, beginnen» entstand aus der unangenehmen Situation eines Schluckaufs in einer sonst stillen Bibliothek. Daraus entwickelte sie einen inneren Monolog über das Erinnern und Vergessen, eine Thematik, die sie umtreibt: «Es ist die Angst, von Freunden vergessen zu werden, wenn sich niemand mehr an mich erinnert» oder die Frage, ob man ohne Erinnerung überhaupt noch lebe. Anita Radulović fand, dass Sel Wanninger ein wunderbares Sprachbild gefunden habe, und so hörte der Text dann auch stimmig mit dem Ende des Schluckaufs auf.

 

Das Publikum war beeindruckt, die persönlichen und philosophischen Texte berührten und regten zum Nachdenken an. Herzlichen Dank!

Text: Nicole Zweifel

Fotos: Renato Bungubung